Ein besonderes Weihnachtsgeschenk: Astscheiben mit Gravur

Wie aus einem Marillenbaumast mit Bedeutung ein Weihnachtsgeschenk wurde.
veronicard_Modellbau GK (31)

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk habe ich mir für meine Mama ausgedacht, die im Garten einen alten Marillenbaum stehen hat, dessen Wuchs eine besondere Bedeutung für sie hat. Wenn etwas Altes loslässt, entsteht Platz für etwas Neues. Die Geschichte eines Marillenbaumastes, der ein besonderes Weihnachtsgeschenk wurde.

Die Vorgeschichte

Wie viele wissen, sind wir im Sommer umgezogen. In ein Haus mit Geschichte, eine vertraute Umgebung und einen Garten voller geliebter Erinnerungen. Die Vormieter investierten über die zwei Jahrzehnte, über die sich ihre Haussuche erstreckt hat, mal mehr, mal weniger in die Suche – immer ein Stück weit davon abhängig, ob wir dieses Haus übernehmen würden, wenn sie sich ihren eigenen Traum vom Haus mit Garten erfüllen. Unsere Wechselbäder der Euphorie und der Zurückhaltung trafen sich oft so gar nicht mit den ihren. Und immer wieder betonten wir: „Ihr macht, was für Euch gut ist. Wenn ihr ein Haus findet, ist es toll, aber macht es nicht von uns abhängig.“ Wir hatten schon längst mit der Sache abgeschlossen, da kam im März der Anruf, dass sie ausziehen würden und wir den Mietvertrag übernehmen könnten. Erstmal ein Schock. Wir hatten es uns in unserer Wohnung gemütlich gemacht, wir waren dabei Schulen für kommenden Herbst auszusuchen und unser ganzes Leben fand mitten in der Stadt, statt über der Donau statt. Mit jedem ausgepackten Karton wuchs die Freude.

Nun sind wir angekommen. Ich bin zwei Jahre älter als die ehemalige Mieterin zum Zeitpunkt ihres Einzugs in dieses Haus vor 27 Jahren. Sie hatte drei Kinder, sieben, fünf (so alt wie die kleine Lady jetzt ist) und drei (so alt wie der kleine Lord jetzt ist) Jahre alt, und ich weiß noch gut, wie leer ihr Garten anfangs war. Ich weiß, wo sie eingekauft hat, wo sie spazieren ging, wohin sie die Kinder am Nachmittag zum Spielen mitnahm. Ich erinnere mich gut an die Sommerabende, an denen sie das Küchenfenster aufmachte, um den Kindern, die „Wir bestellen was bei dir“ spielen wollten, selbstgemachtes Langos rauszureichen und an den Winternachmittag, an dem sie außer sich war, weil das mittlere Kind nicht von der Schule heimkam … es hatte beschlossen, zu Fuß durch den kniehohen Schnee zu stapfen. In meinem Kopf ist ein Foto vom Größten, mit Rucksack auf den Rücken, eingepackt sind allerlei Habseligkeiten, oben drauf ein Schlafsack und sein aus Holz geschnitztes Gewehr – Ausziehen wird er jetzt, hat er gesagt, aber wir sollen nicht traurig sein. Und die Kleinste, die jede Woche einen anderen Grund fand, um „Schwindelgeburtstag“ zu feiern und die besten Jausen überhaupt abstaubte … Ich weiß es so gut, weil ich dabei war.

Das (Miets-)Haus der Eltern zu übernehmen, hat etwas von einer Auszeichnung. Eine Auszeichnung kommt oftmals in Form einer Medaille und die hat bekanntlich mehrere Seiten.

Abschiede sind schwer. Und damit meine ich nicht unbedingt unseren aus dem 17. Bezirk – obwohl wir vieles vermissen, waren wir dort noch nicht wirklich verwachsen. Zarte Wurzeln lassen sich ausgraben und verpflanzen, aber „alte Bäume verpflanzt man nicht“, heißt es im Volksmund. Deshalb kam mit dem Abschied von diesem Zuhause auch ein Abschied von ihrem geliebten Garten für meine Mama. Die Erfüllung eines Lebenstraumes vom eigenen Haus mit Garten wiegt den Verlust des alten Liebgewonnenen nicht auf. Im ersten Moment zumindest nicht. Und ich bin mir sicher, dass beide Seiten zu Wort kommen dürfen müssen: Die Seite, die sich über das Neue freut und auch die, die dem Vertrauten nachhängt.

Der Marillenbaum

In unserem Garten steht ein großer Marillenbaum. Meine Mama wird ihn etwa vor 17-20 Jahren gepflanzt haben, nachdem ihr erster Marillenbaum eingegangen ist.
Alle zwei Jahre trägt er große, saftig-süße Marillen. Die meisten Äste streckt er weit in den Himmel, nur einer wächst seit Jahren seitlich vom Stamm weg und ragt in den Garten. Sobald der Frühlingswind die weißen Blütenblätter wegreißt und kleine, grüne Marillen zum Vorschein kommen, braucht der Ast eine Stütze, denn er trägt meist viele Früchte. Wenn es warm genug ist, um draußen zu spielen, muss man sich (besonders als Erwachsener) immer versichern, dass man nicht in diesen Ast läuft – er ist ausladend und wächst auf Brusthöhe … ideal, um sich den Kopf zu stoßen und eine Weile nachdem wir erfahren, dass wir das Reihenhaus übernehmen können, beschließen wir: der Ast muss weg.
Das Problem ist nur, meine Mama hat aus vielerlei Gründen einen besonderen Bezug zu diesem Ast und seinem Sinnbild – der Ast, der sich vom Stamm weg entwickelt und doch reiche Frucht trägt.

Aber ich weiß auch, dass dieser Ast hier nicht bleiben kann, wenn wir den Garten voll nutzen wollen. Es geht hier auch nicht um meine Mama und mich – da sind Kinder und ein Mann und die Tatsache, dass ich mit der Übernahme des Gartens auch die Verantwortung dafür übernehme. Und irgendwann im Laufe der Umzugsprozedur wurde uns beiden klar: Es wird okay sein, wenn der Ast weg ist.

Ich finde das Sinnbild des Astes aber schön und verstehe, dass es schwer ist, sich aus seinem Umfeld herauszulösen – ein Stück weit auch uns zuliebe, weil wir sonst niemals an diesen Mietvertrag gekommen wären.

Alte Bäume verpflanzt man nicht, trotzdem haben sie den Schritt gewagt und dafür bin ich meinen Eltern unheimlich dankbar.

Das besondere Weihnachtsgeschenk

Den Ast haben wir schlussendlich im Sommer abgesägt – genaugenommen Sami, denn ich konnte das mit der ganzen Vorgeschichte dann doch nicht, obwohl ich absolut dahinter stehe (wortwörtlich, denn ich hab den Ast aufgefangen). Mama fand die Veränderung großartig.
Den Ast habe ich heimlich, still und leise im Keller verstaut und trocknen lassen.
Papa hat mir vor einigen Wochen Astscheiben davon abgesägt.
Ich wollte mit einem Holz-Brennkolben ans Werk schreiten, habe mich aber davor gedrückt, weil ich ein miserables Ergebnis erwartet habe.

… und dann kam Gerold, der mich über seine Schwester Gudrun in seinen Shop einlud, um mir den Laserservice von Modellbau G. Kirchert anzuschauen. Perfektes Timing. Perfekte Ausführung.

Astscheiben mit Lavergravur

Mit dem Laser hat er mir einige Astscheiben beschriftet – die sinnbildlichen Früchte, die ein Ast tragen kann, auch wenn er sich vom Stamm wegbewegt, sind nun für immer in die Scheiben eingebrannt. Begriffe, die meiner Mama Kraft geben, Worte, die sie aufbauen und positive Erinnerungen in ihr wecken. Das war mir wichtig. Man erkennt nach wie vor die Jahresringe auf den Scheiben. Wie die Zeit doch vergeht, wie sind das Leben entwickelt.

Holzlaserservice in Wien, Basteln mit Astscheiben

Mit gebohrtem Loch und rot-weißer Schnur werden sie am 24. Dezember unter dem Baum liegen, auf den sie nach dem Auspacken gehängt werden. Der Christbaum wird heuer erstmals an neuer Adresse stehen, aber einen Teil ihres alten Zuhauses kann ich ihr mit diesem Geschenk mitgeben.

Und im Jänner, wenn wir alle zusammenkommen, werden Omas kleine Früchtchen hoffentlich alle auch noch ein paar Scheiben verzieren.

Fröhliche Weihnachten!

[Erstmals veröffentlicht auf dem veronicard-Blog: 21.12.2016]

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